Geschichte der evangelischen Kirche Kupferzell
- Bereits um das Jahr 1000 gab es im Ohrnwald eine Zelle, die vermutlich mit Kupferzell identifiziert werden kann, und an deren Ort wohl später die erste Kapelle erbaut wurde.
- In zwei Urkunden von 1236, die sich wahrscheinlich auf Kupferzell beziehen, ist ein Dekan H. de Celle genannt. Es muss zu dieser Zeit also bereits eine Pfarrkirche mit dazugehöriger Siedlung gegeben haben.
- Im Jahre 1710 wurde für eine Erweiterung des Kirchenbaus das alte Kirchlein, das quer zum Turm stand, und dessen Chor im Turm war, größtenteils abgerissen. 1731 wurde ein neuer Kirchturm gebaut (man kann diese Jahreszahl heute noch am Turm sehen). Unter Pfarrer Mayer, dem sog. „Gipsapostel“ und „Bauernpfarrer“, wurde 1747 im Süden der Kirche eine Sakristei gebaut
Johann Friedrich Georg Hartmann Mayer, geb. am 21. Sept. 1719 Herbsthausen bei Mergentheim, gest. am 17, März 1798 in Kupferzell, war von 1745 bis zu seinem Tod evangelischer Pfarrer in Kupferzell. Neben seiner Tätigkeit als Seelsorger bewirtschaftete er ein kleines Pfarrgut, auf dem er vielfältige landwirtschaftliche Versuche durchführt. 1768 veröffentlichte er die „Lehre vom Gyps“, in der er sich für das Düngen mit Gips einsetzt, den man in den nahegelegenen Waldenburger Bergen gewinnen konnte, um den Ertrag der Felder zu erhöhen. Diese Neuerung brachte ihm den ehrenvollen Beinamen „Gipsapostel von Kupferzell“ (Johann Nepomuk von Schwerz) ein. Mayer setzte sich auch für den Einsatz technischer Neuerung in der Landwirtschaft ein sowie für eine innovative Bewirtschaftung der Felder (Klee und Futtergewächse auf der Brache). Mayer führte neben der Futterrübe vor allem den Anbau der Kartoffel in der Region ein, zunächst nur als Viehfutter, später propagierter er sie eifrig als Nahrung für den Menschen. Besonders bekannt ist Mayer für die Einführung der Stallviehhaltung und das „Pfarrer-Mayer-Haus“, ein Haustyp, der auch heute noch in Kupferzell und Umgebung zu finden ist: Im „Lehrbuch für die Land- und Haußwirthe“ (1773) stellt er diesen Haustyp vor, in dem sich der Stall unter dem Wohnbereich des Hauses befindet. So heizt die Stallwärme aus dem Erdgeschoss die Wohnräume im darüber liegenden Stockwerk mit.
Pfarrer Mayer engagierte sich aber auch politisch und diakonisch. Er lehnte die Leibeigenschaft ab und setzte sich für das freie Eigentum der Bauern und die Einführung von Versicherungen ein. Freimütig und offen kritisierte er die ungerechten Zustände in seiner Landgemeinde auch so, dass das Volk sie verstehen konnte. Gleichzeitig stand er in regem Austausch mit der Obrigkeit und den führenden Wissenschaftlern seiner Zeit und wurde sogar von Kaiserin Maria Theresia nach Wien gerufen – was er ablehnte.
Johann Friedrich Mayer ist in Kupferzell begraben. Auf seinem Grabstein auf dem Kupferzeller Friedhof ist folgende Inschrift zu lesen: „Treu dem frühesten Geschäft, das einst die Sterblichen trieben, Lehrer und Landmann zugleich, bautest zu Herzen und Feld. Darum belohnet dich nun die gütige Mutter, die Erde, da du sie also geehrt und ihre Kinder beglückt. Anderen gibt ihr Schoß nur toten Marmor zum Denkmal, dir sich verjungende Au'n und fröhliche Menschen darauf.“
- Im Jahre 1780 hatte die ganze Gemeinde Kupferzell 1273 Einwohner. Eine weitere Vergrößerung der Kirche wurde damit nötig, und so wurde im Jahr 1800 im Süden ein achteckiger Chor an die Kirche angebaut. Mit der Erweiterung der Kirche verlor die Kirche ihre alte Ausrichtung nach Osten in Richtung Sonnenaufgang (symbolisch für die Auferstehung Christi) und ist jetzt in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Noch heute sieht man an der Westwand den ursprünglichen Eingang der alten Kirche.
- Mühevoll wurde bei der Erweiterung versucht, den alten Teil der Kirche zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Bei diesen Bemühungen wurde allerdings das Dach über dem Fruchtboden nicht berücksichtigt, was zur Folge hatte, dass die im Dachboden gelagerten Früchte nach Regen und Schnee im Wasser schwammen. Als ab dem Jahr 1804 zusätzlich der „Rüblinger Zehnt“ in der Kirche gelagert werden musste, führte die dazu, dass das Dach und die gesamten Bretter und Balken des Früchtebodens repariert und erneuert werden mussten. 1896 wurde die Aufschüttung von Früchten auf dem Dachboden verboten. Heute noch sieht man über dem Hauptportal der Kirche die Türen, durch die die Ernte über Seilwinden auf den Dachboden der Kirche gelangte.
- Im Jahre 1836 wurde eine eigene Eingangstür für den Turm eingebaut.
- 1872 wurde der Bau des Schulhauses neben der Kirche vollendet. Heute ist von dem bei einem Brand völlig zerstörten Schulhaus es leider nichts mehr zu sehen, auf dem Platz befindet sich jetzt der obere Parkplatz.
- Im Jahr 1885 wurden wieder bauliche Maßnahmen an der Kirche ausgeführt: Die Nordseite mit dem Haupteingang wurde angebaut.
- 1900 wurde der Innenraum der Kirche einer gründlichen Renovierung und Neuordnung unterzogen: Neben einer neuen Orgel wurden zwei Öfen und neue Bänke eingebaut sowie eine neue Kanzel angeschafft. Der Kirchenraum wurde renoviert und das Frauengestühl entfernt.
- In den Jahren 1967-68 wurde die Innenausstattung der Kirche wiederum komplett verändert: Die Empore und die Epitaphe wurden entfernt – die Epitaphe sind heute auf dem Kupferzeller Friedhof zu sehen. Auch Kanzel, Altar, Taufstein, Bänke und Fenster wurden durch neue ersetzt. Eine Zentralheizung wurde eingebaut und ein Orgelpositiv (Behelfsorgel) angeschafft. Das Orgelpositiv befindet sich heute auf der Empore und kommt immer noch bei Orgelkonzerten zum Einsatz. Im Jahr 2012 wurde auch der alte Taufstein restauriert und ist heute im Foyer der Kirche zu sehen.
- 1980 wurde mit dem Bau des Gemeindehauses begonnen, das im Jahr 1982 eingeweiht werden konnte.
Quellen: Hermann Schmidt; Andreas Volk; Wikipedia; Deutsche Nationalbiographie (http://www.deutsche-biographie.de/sfz70665.html) u.a.